Was soll eine solche Plattform erreichen?
Die neuen Forschungstrends der Zukunft reichen von
der molekularen Biomedizin und Nanomedizin über die
Mikrosystemtechnik, die Mikroelektronik, neue Materia-
lien, die Informationstechnologie und Optoelektronik bis
hin zur Biokatalyse und Biodiversität. Neue Aspekte der
Lebenswissenschaften werden zur Etablierung von Inno-
vationen, vor allem aber zur Profilschärfung führen. Das
war der Ausgangspunkt unserer Überlegungen. Gestartet
sind wir mit einem Pilotprojekt mit Modellcharakter für
die Universität, um die Technologietransferprozesse in den
Lebenswissenschaften zu beschleunigen und zu optimieren.
Zunächst wurden die Bedarfe von Biotechunternehmen im
Wirtschaftsraum Leipzig identifiziert und an der Universi-
tät passende Lösungen oder Lösungsansätze gesucht. Der
Technologietransfer am BBZ verfolgt den Ansatz, fach-
spezifische Technologietransferleistungen aus einer For-
schungseinrichtung heraus anzubieten. Diese systematische
Herangehensweise ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Worin bestehen die großen Herausforderungen des Projekts?
In der Region Leipzig haben sich einige größere Bio-
technologieunternehmen etabliert. Trotzdem fehlen große
Pharmaunternehmen und Medizinprodukte-Hersteller, die
als Technologienehmer auftreten könnten. In der sich dyna-
misch verändernden Leipziger Life-Science-Branche gibt es
eine klare Entwicklung hin zu mehr wissenschaftlich-tech-
nologischen Dienstleistern mit Leistungen spezifisch für die
Life-Science-Industrie und bei den Produktentwicklungen
vermehrt zu in-vitro-Diagnostika. Künftig wird der Fokus
zunehmend auf nationalen und internationalen Kooperati-
onspartnern liegen. Im Bereich der Mikro-Nano-Integrati-
on ist es bereits gelungen, ein überregionales strategisches
Technologienetzwerk aufzubauen.
Und was sind die wesentlichen Hürden?
Der Technologietransfer in die Unternehmen ist nur
kontinuierlich und längerfristig umsetzbar. Dabei ist die
Nachfrage nach Unterstützungsleistungen aus dem Tech-
nologietransfer in hohem Maße an Aktivitäten zur Ein-
werbung von Drittmitteln beziehungsweise Technologie-
entwicklungsfinanzierung gekoppelt. Wir können am BBZ
den fachspezifischen Technologietransfer koordinieren und
den Transferprozess beschleunigen. Dieser Prozess kommt
aber in aller Regel – aufgrund der begrenzten finanziellen
Ressourcen und materiellen wie personellen Ausstattung
der lokal vorwiegend klein- und mittelständigen Biotechno-
logieunternehmen – nur durch zusätzliche finanzielle Mit-
tel, zum Beispiel von Land, Bund und EU, in Gang und ist
dann an konkret definierte Verbund- und Verwertungspro-
jekte gebunden, die nur durch eine Projektförderung dieser
kleinen und mittelständigen Unternehmen und öffentlichen
Forschungseinrichtungen realisiert werden könnten.
In Konsequenz soll mit der Verstetigung dieses Pilot-
projektes in den nächsten zwei Jahren eine Schwerpunkt-
verlagerung in Richtung Projektentwicklung und Drittmit-
telakquise (aus Partnering) erfolgen und in Zukunft noch
weiter forciert werden.
Interview: Jörg Aberger
(Foto: Swen Reichhold)
Prof. Dr. Andrea Robitzki
Direktorin des Biotechnologisch-
Biomedizinischen Zentrums (BBZ)
Prof. Dr. Andrea A. Robitzki wurde 2002 auf die
Professur für Molekularbiologisch-biochemische
Prozesstechnik an die Universität Leipzig berufen und
ist seit 2003 Direktorin des Biotechnologisch-Biomedi
zinischen Zentrums. Zuvor war sie Abteilungsleiterin für
den Bereich „Biohybride Systeme“ am Fraunhofer-Insti-
tut für Biomedizinische Technik in St. Ingbert und unter
anderem für den Aufbau der Technologiefelder Biosenso-
ren, mobile diagnostische und therapeutische Implantate
und Mikroelektroden-Arrays für die biomedizinische
Anwendung im Fraunhofer-IBMT Hialeah/Florida
(USA) und Shenzhen, Xiamen (VR China) tätig.
Mehr Informationen unter:
www.uni-leipzig.de/bbz↗
MOLEKUL ARE UND ZELLUL ÄRE
KOMMUNIKATION
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L U M A G F O R S C H U N G – 01/ 2 015